"Göttertrank" aus Wasser und Honig
Für die alten Kulturvölker war Met ein sagenumwobener
Rauschtrunk für festliche Anlässe. Heute ist der Honigwein fast nur noch Insidern ein
Begriff.
Jeder Kreuzworträtsler kennt zumindest die drei Buchstaben: Met. Der Honigwein ist
wahrscheinlich nicht nur in unseren Breiten, sondern sogar weltweit das älteste
alkoholische Getränk. Besonders die Germanen haben die Kunst der Met-Herstellung
gepflegt, nach Schätzung von Historikern bereits vor 3.000 Jahren. Sie benutzten ihn als
Rauschtrunk bei kultischen Festen, und da sie die Wirkung des Alkohols noch nicht
verstanden, rankten sich viele Mythen und Sagen um das seltsame Gebräu. Die Veränderung
ihrer Sinne schrieben unsere Vorfahren einem geheimen Zauber zu, der Met avancierte bald
zum Geschenk der Götter.
Was früher die Spucke war, ist heutzutage die Weinhefe
Aus Quellwasser und Honig haben
die alten Völker ihren Met bereitet, den Gärvorgang hatten sie beim wilden Honig
zufällig entdeckt. In den Ansatz spuckte man anno dazumal ein paarmal kräftig hinein,
zwecks besseren Gelingens. Dass dies kein Aberglaube war, sondern Erfahrung und Instinkt,
ist inzwischen klar. Unser Speichel enthält verschiedene Enzyme, die im Magen den
Gärprozess einleiten. Heute nimmt man statt dessen Weinhefe, die aus dem
Honig-Wasser-Gemisch (Verhältnis 1:2) nach sieben- bis neunwöchiger Gärzeit den
fertigen Met entstehen lässt. Was sonst noch hineinkommt, darüber schweigen sich die
Produzenten oft aus. Rezepte verrät man nicht. Mancher gibt Vitamin C hinzu, was
desinfiziert und ein Umkippen verhindert. Andere rühren Hopfen und Gewürze unter, um den
Geschmack zu verbessern. Nach Meinung der qualitätsbewussten Hersteller hat guter
Honigwein diese Korrektur aber gar nicht nötig.
Der gegorene Honigtrank, schon von griechischen Dichtern gelobt, galt nicht nur als
berauschend, ihm wurden noch weitere positive Eigenschaften zugeschrieben, die die des
reinen Honigs sogar übertrafen. Den Göttern schien der Met Unsterblichkeit zu verleihen,
beim Menschen wirkte er - jedenfalls damals - kräftigend und lebensverlängernd.
"Met tut viel Gutes, er bewirkt einen guten Appetit, fördert die Verdauung, reinigt
und stärkt den Magen, schafft ungesunde Stoffe weg", so schrieb auch der
Naturheilpraktiker Sebastian Kneipp. Die Hochschätzung des erklärten Alkoholgegners wird
verständlich, wenn man weiß, dass man früher bei der Met-Produktion stets die
gefüllten Bienenwaben komplett vergor. Die Drüsen- und Wuchsstoffe der Immen sowie
Wachs, Pollen und Propolis gingen ins fertige Erzeugnis
über. Allein die Pollen lieferten zahlreiche Aminosäuren, Vitamine, Mineralstoffe und
Fermente, die Bedeutung des Kittharzes Propolis ist hinlänglich bekannt. Nach Erfindung
der Honigschleuder war der Met aber beileibe nicht mehr das, was er zuvor einmal war.
Pollen und Propolis wurden nun ignoriert, längeres Kochen reduzierte auch die wertvollen
Inhaltsstoffe des Honigs auf ein Minimum.
Blütenhonig ergibt eher eine liebliche, Wald- und
Kastanienhonig eine herbere Note. Der Alkoholgehalt pendelt je nach Gärzeit zwischen 12
und 14 Prozent, die höherprozentigen Getränke sind meist trockener im Geschmack.
Besonders beliebt ist zur Weihnachtszeit heißer Met, eine "echte Konkurrenz
für den Glühwein". Vor allem Menschen, die Weinsäure nicht vertragen, schwören
auf den milden Honig-Punsch.